Ruhiger Geist + Babyhaut
AH Su. 2.9
Stellt euch vor, ihr widmet euch gleich in der Früh nur wenige Minuten der Selbstmassage. Ein Check-in: „wie fühl ich mich heute eigentlich?“, Me-Time, ein Wellbeing-Boost direkt zum Start und noch vor dem ersten Kaffee oder Tee. Gerade im Winter, in dem unsere Haut vor Trockenheit oft spannt und wir gar nicht genug ölen können – ihr werdet es lieben, versprochen.
In diesem Beitrag findet ihr alles, was ihr zur ayurvedischen Ölmassage wissen solltet + hilfreiche Tipps, wie ihr dieses wunderschöne Ritual in euren Alltag einziehen lassen könnt.
Dinacharya
Einen essentiellen Part gleich zu Beginn des Herzstückes des Ayurveda – der Astanga Hridayam - nehmen die täglichen Routinen ein (=Dinacharya). In diesen Absätzen geht es darum, welchen Routinen wir auf täglicher Basis nachgehen sollten um möglichst gesund 100 Jahre und noch älter zu werden. Also gut aufpassen hier ;)
Ich kann aus Selbsterfahrung sprechen, und euch sagen: die Routinen, die in der Dinacharya erwähnt werden, sind easy peasy umzusetzen, sind sehr wohltuend und haben direkte, positive Auswirkungen auf’s körperliche und mentale Wohlbefinden.
Heute dreht sich hier alles um die Ganz-Körper Ölmassage, Abhyanga genannt.
Sie soll täglich – jeden Morgen – selbst durchgeführt werden und beugt dem Alterungsprozess vor, reduziert Müdigkeit und senkt Vata. Außerdem verbessert sie, laut Astanga Hridayam, das Sehvermögen, Langlebigkeit, den Schlaf, die Gesundheit der Haut und stärkt den Körper ganz allgemein. Dass das Sehvermögen durch die Selbstmassage verbessert wird erklärt sich übrigens dadurch, dass es eine Energiebahn (=Nadi) gibt, die direkt von den Füßen zu den Augen verläuft. Die Stimulation dieser Energiebahn wirkt sich direkt positiv auf diese aus.
WER soll sich täglich einölen? Prinzipiell soll jede gesunde Person diese Abhyanga durchführen, allerdings gibt es einige Fälle, in welchen ganz allgemein von Ölmassagen abgeraten wird. Und zwar, wenn sich in deinem Körper viel Ama angesammelt hat und der ohnehin schon damit beschäftigt ist, dieses abzubauen. In diesem Fall kann es sogar von großem Nachteil sein, wenn dann noch Öl von außen draufgepappt wird. Vielmehr sollte der Körper dann beim Abbau von Ama unterstützt werden. Trifft einer der folgenden Punkte bei dir zu, dann ist möglicherweise Ama im Spiel und ich würde dir raten vorher einen Termin zur Konsultation mit mir auszumachen.
Du hast in der Früh nach dem Aufwachen dicken, übelriechenden Belag auf der Zunge
Du fühlst dich am Morgen nach dem Aufwachen nicht ausgeruht sondern schwer und träge
Du bist antriebslos und oft mies gelaunt
Du hast regelmäßig Durchfall oder klebrigen, zu weichen Stuhl
WOMIT soll sich täglich eingeölt werden?
Wähle eines der beiden Basisöle und verfeinere dieses - wenn du magst - noch mit 1-2 Tropfen ätherischen Ölen, beispielsweise Lavendel oder Lemongrass. Sie wirken beide sehr entspannend auf’s Nervensystem.
Sesamöl wirkt wärmend und eignet sich darum in der kalten Jahreszeit gut als Basisöl. Wenn du es dir so richtig gönnen willst, dann erwärme das Öl vorher ganz leicht – it’s magic baby und pure bliss.
Wenn es draußen recht heiß ist, kann gut mit Kokosöl als Basis gearbeitet werden, da es kühlend wirkt.
WIE soll die Abhyanga durchgeführt werden?
Irgendwann werde ich ein Video zur Abhyanga aufnehmen, in dem ich dich Schritt für Schritt durchführe. Bis dahin: du kannst das ganz intuitiv durchführen und am besten einfach reinfühlen, wo dein Körper gerade gerne berührt wird und wie. Streiche mit der Haarrichtung (=aniloma), laut Ashtanga Hridayam wird das Ama so direkt in Richtung Verdauungstrakt befördert. Auf Gelenken werden kreisende Bewegungen durchgeführt.
Am Bauch kannst du auch kreisende Bewegungen im Urzeigersinn (von dir aus, obviously) durchführen und so die Verdauung anregen.
Celebrate yourself - you’re a magical light being
Mach dir doch schöne Musik an, zelebrier diese paar Minuten am Tag, die nur für dich und deinen Körper da sind.
WANN soll die Abhyanga durchgeführt werden?
Am besten führt man die Abhyanga früh am Morgen, VOR der täglichen Bewegungseinheit durch. Ja – richtig gehört, auch die soll täglich stattfinden. Ich werde diesem Thema dann einen eigenen Post widmen, aber soviel vorweg: es muss kein volles Workout stattfinden. Ein sanftes dehnen, den Körper aufwecken, leichte Bewegung, sodass man ganz leicht ins Schwitzen kommt, reicht aus. Durch das Einölen vorab wird die Wärme bei Bewegung im Körper gehalten und man beginnt früher zu schwitzen (=Swedana).
Praktisches zur Durchführung:
Damit nicht täglich Öltappser durch die gesamte Wohnung führen und auch deine gesamte Kleidung nicht mit der Zeit nach Öl stinkt, hier ein paar Tipps von Ölsardine zu Ölsardine:
Meine Tagesroutine sieht so aus, dass ich im Bad eine abgenutzte Yogamatte liegen habe und mich gleich als allererstes in der Früh im Bad mal einöle und die Abhyanga durchführe.
Dann führe ich meine restliche Hygieneroutine durch – auch auf diese einzelnen Bestandteile werde ich von Blogpost zu Blogpost mit der Zeit eingehen: Zahnhygiene, Ölziehen, Nasya mit dem Netipot, … - alles, während das Öl einzieht.
Anschließend setz ich mich im Bad – immer noch als Ölsardine – auf meine Yogamatte und meditiere so. (Im Winter wenn kalt wickel ich mich in einen Bademantel, bei dem’s mir inzwischen wurscht ist, wenn er ölig wird.)
Ich hänge dann angenehme, intuitive Bewegungen dran und auch solche, bei denen mein Core aktiviert wird und ich leicht ins Schwitzen komme. Achtung – bitte wischt euch die Fußsohlen vorher ab damit ihr nicht ausrutscht und euch wehtut. Glaubt mir, ich weiß wovon ich rede ;)
Zu guter Letzt hüpf ich in die Dusche und wasch das überschüssige Öl ab, bevor ich mich dann anzieh‘ und in den Tag starte.