Gurukula in Udupi
Dezember 2022
Nach einem kurzen Trip nach Gokarna (süßer, sehr entspannter Beach-Ort im Norden Karnatakas) hat nun unser Gurukula mit Dr. Satyajith begonnen.
Eine Übersetzung von Kula ist Haus. Ursprünglich lebten Schüler:innen in dieser Zeit mit ihren Lehrern unter einem Dach, dienten ihm und wurden im Gegenzug praktisch Tag und Nacht unterrichtet. Wir Ayurveda Studis zogen für diese Zeit in ein wunderbares Haus am Rande des Urwaldes, wo wir von Pfauen, Wildschweinen, Wildkatzen und vermutlich so manch unentdeckten Krabbelgästen besucht wurden.
Jeden Tag hatten wir mindestens 6 Stunden Unterricht mit wunderbaren Lehrer:innen, die der Doktor für uns sorgsam ausgewählt hatte. Die Themenfelder waren ganz breit gefächert, von Sanskrit Basic-Unterricht (ich startete bei NULL und war teilweise sehr overwhelmed davon, wie komplex eine Sprache nur sein kann…) über gemeinsames Lesen der alten Schriften hin zu Post Partum Ayurveda. Schwerpunkt war jedoch bei jedem Thema Panchakarma.
Das Highlight war natürlich immer, wenn der Doktor selbst uns besuchte und uns unterrichtete.
Es stellte sich schnell das Gefühl ein, wonach ich mich seit meiner Ausbildung in Wien so stark gesehnt hatte: endlich den Wurzeln des Ayurveda näher zu sein und ihn aus Primärlektüre zu studieren. Ich lernte, dass man zwar gerne mit Sekundärliteratur beginnen kann, dass jedoch - um den authentischen Ayurveda zu erlernen - kein Weg daran vorbeiführt, Sanskrit zu lernen und Werke wie die Ashtanga Hridaya oder die Charaka Samhita zu lesen und zu “decoden”. Unsere Lehrer:innen zitierten frei ein Shloka (=Strophe) nach dem anderen und wir übersetzten, interpretierten und diskutierten gemeinsam. Jede eigene Interpretation des Gelesenen macht somit, im Gegenzug zu Übersetzungen Dritter, den Ayurveda noch authentischer und wirkungsvoller.
Auch die nächsten Jahre werde ich mit Dr. Satyajith lernen, das Gurukula war quasi nur der Startschuss einer langen, gemeinsamen Reise.
Ich bin so, so dankbar dafür.
Alles Liebe! Lina