See you in India
November 2022
Alles beginnt in Karnataka, Indien. Nachdem ich meine Ayurveda-Reise vor drei Jahren begann, bin ich nun endlich da angekommen, wo dieser Wissensschatz seine Wurzeln hat - und mache eine Panchakarma mit Dr. Satyajith.
Meine ersten Wochen der Panchakarma Kur hier in Udupi, Karnataka, sind rum. Und fast schon heimlich setze ich mich ans iPad und verfasse diesen Eintrag.
Schließlich ist das zur Ruhe kommen des Geistes ein essentieller Teil meiner Kur hier. Die 5 Handlungen - wie Panchakarma gerne übersetzt wird - endlich bin ich hier und erlebe sie am eigenen Leib. Also - teilweise. Denn ein Irrglaube ist, dass während dieser meist 3-6 wöchigen Kur wirklich immer alle 5 großen Reinigungen durchgeführt werden. Je nach Konstitution wählt der Ayurveda Arzt oder die Ayurveda Ärztin aus, welche Handlungen für dich passend sind.
Ist dein Pitta beispielsweise erhöht, wird oft mit Virechan gearbeitet. Also mit der Reinigung des Dünndarmes durch die Verabreichung abführender Kräuter. Aber auch Raktamoksha, der Aderlass mit Blutegeln wird nach wie vor bei zu viel Pitta im Körper eingesetzt. Vor allem bei Hautthemen ist das jedoch der Fall.
Ist Kapha erhöht, so wird meist mit Vamana gearbeitet - also mit der Reinigung durch Erbrechen. Klingt dramatischer, als es ist ;). Ich hatte zwar keine Vamana Behandlung, die Leute, mit denen ich mich jedoch darüber unterhalten hab, haben eigentlich alle davon geschwärmt. Es fühle sich wohl sehr befreiend an, erleichternd.
Ist Vata erhöht, wird mit Bastis, also Einläufen gearbeitet. Und da Vata in den meisten Dosha-Störungen irgendwie involviert ist (es bewegt Kapha und Pitta im Körper), bekommen eigentlich die meisten Personen in ihrer Panchakarma früher oder später einen Einlauf.
Nach den ersten vier Tagen also, in welchen die Schlacken mobilisiert wurden (=Poorvakarma), erhielt ich erst mal eine ganze Weile täglich eine Massage auf Bauch und unterem Rücken, dann ein Dampfbad und dann einen Einlauf, entweder mit Salzwasser oder auf Ölbasis. Besonders emotional wurde in dieser Zeit viel aufgewirbelt. So viele Emotionen sitzen im Darm. Dann kam die größte Challenge für mich hinzu: in Stille gehen. Möglichst kein Austausch mit anderen, möglichst nicht lesen, natürlich kein Netflix oder ähnliches. Einfach sitzen, schauen was so kommt - von innen und von außen. Ich hab Spaziergänge und Fotos gemacht, versucht ganz aufmerksam hinzusehen, meditiert, meditiert, meditiert.
Aus dieser Distanz und auch durch die so wertvollen Gespräche mit dem Doktor wurden mir verhärtete Denkmuster bewusst, mit welchen ich mich selbst täglich limitiere. Diese bearbeite ich nun hier und in der kommenden Zeit. It’s a wild journey, I tell you… ;)
Die Panchakarma fühlt sich ein wenig wie ein Reset an. Ich spüre meinen Körper und seine Signale so viel klarer als zuvor - so als wäre dieser enge Kontakt auf Grund der vorhandenen Schlacken im Körper nicht möglich gewesen. Und auch beruflich kann ich nun viel genauer sagen, in welche Richtung ich mich weiterentwickeln will (well, surprise surprise, it includes Ayurveda).
Next Step wird mein Gurukula bei Dr. Satyajith, wo ich mit ihm und anderen tollen Lehrenden weiter in die Thematik eintauchen darf. Ich freu mich schon so sehr.
Alles Liebe euch, Lina